Ein Rückblick auf Jahre und Jahrzehnte wegen Henry Kissinger? Das klingt ungewöhnlich, oder? Aber lassen Sie mich erzählen, wie aus einem einfachen Schulprojekt im Jahr 1973 eine lebenslange Freundschaft zwischen zwei Familien wurde – und was Henry Kissinger damit zu tun hat.
Der Rückblick auf fünf Jahrzehnte ist eine spannende Zeitreise. Der Auslöser für diese Erzählung war eine E-Mail zum Geburtstag meiner finnischen Brieffreundin am 29. November, dem Tag, an dem der hundertjährige Henry Kissinger starb.
Das Geburtsjahr der Brieffreundschaft
Anfang 1973, als sich der Vietnamkrieg dem Ende neigte und (später im Oktober) der Jom-Kippur-Krieg die Welt erschütterten, stand ich ein Jahr vor dem Abitur und konnte nur mäßig Englisch. Der Lehrstoff zum Fach interessierte mich kaum, weil ich Physik studieren wollte. Wie in den meisten anderen Fächern tat ich nur das Nötigste, um risikofrei die allgemeine Hochschulreife zu erlangen. Bei den anderen Schülern war es kaum anders und aktuelle Pisa-Studien zeigen, dass sich die Entwicklung 50 Jahre später wenig geändert hat.
Angesichts des mangelnden Interesses am Fach hatte ein Lehrer einen interessanten Projektvorschlag. Er schlug uns vor, Brieffreundschaften im Ausland zu knüpfen und mit unseren Kommunikationspartnern in Englisch zu kommunizieren. So motiviert wendeten wir uns an den International Youth Service aus Turku in Finnland. Dieser vermittelte damals Brieffreundschaften in die ganze Welt. In seinem Adresspool befand sich auch die Adresse meiner späteren Brieffreundin aus Finnland.
Eeva war damals eine ehrgeizige und hoch motivierte finnische Schülerin. Nach der Schulzeit studierte sie und wurde Lehrerin. Ihre Mutter war früh gestorben und sie lebte allein mit ihrem Vater, der damals im Dienst der finnischen Armee stand.
Nicht nur die Sprache, auch unser persönliches Umfeld war völlig anders. Eine interessante Basis für einen spannenden Meinungsaustausch, denn ich war – wie die meisten Schüler meiner Klasse – Kriegsdienstverweigerer. Wir waren geprägt durch die Erfahrungen unserer Eltern und Großeltern und die Prozesse gegen Nazi-Verbrecher hatten uns zu Pazifisten werden lassen, die das Handeln der Obrigkeiten misstrauisch betrachteten. Mittelstreckenraketen mit Nuklearsprengköpfen wurden damals in beiden Teilen Deutschlands installiert und es war uns klar, dass unser Land vom möglichen Einsatz betroffen sein würde. Daher setzte ich mich in vielen Briefen mit der Frage auseinander, warum ich nicht zur Bundeswehr gehen wollte, um dort das Töten zu lernen.
Kontrastierende Perspektiven
Als der Briefwechsel Anfang 1973 begann, wurde die Verstrickung des US-Präsidenten Nixon in den Watergate Skandal publik. Kissinger war sein Top-Berater. Amerikanische Präsidenten waren keine strahlenden Kennedys mehr, sondern undurchsichtige Menschen, deren Machenschaften aufgedeckt wurden. Nixon war im Herbst 1973 durch den Skandal schon stark geschwächt. Das ermutigte die Araber und ihre Verbündeten zum Angriff auf Israel. Dokumente belegen, dass damals der Einsatz von Atomwaffen erwogen wurde. Ebenfalls 1973 – am 11. September – wurde gegen Allende, den gewählten Präsidenten Chiles mit Unterstützung der US-Amerikaner geputscht.
Viele junge deutsche Wehrpflichtige waren nicht begeistert von den Auswirkungen kriegerischer Handlungen in unserem Land – zumal über ihren Einsatz von Atomwaffen ein scheinbar verrückter US-Präsident entscheiden konnte, der es mit Moral und Recht nicht so genau nahm.
Mein Antrag auf Kriegsdienstverweigerung erschien mir damals folgerichtig. Meine Brieffreundin Eeva hatte eine andere Perspektive. Finnland hatte Jahrzehnte zuvor im Winterkrieg den Überfall der Sowjetunion tapfer abgewehrt und seine Unabhängigkeit bewahrt. Jetzt wiederholt sich Ähnliches mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Aus dieser Erfahrung heraus sind Eeva und ihre Familie fest davon überzeugt, dass nur eine starke Armee die Unabhängigkeit sichern kann. Dank Putin und seinem Eroberungsdrang sehe ich das jetzt genauso. 30 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg dachten deutsche Schüler wie ich anders. Es waren Deutsche, die Jahrzehnte zuvor ihre Nachbarn überfallen hatten und für den Holocaust verantwortlich waren.
1939/40 verteidigte sich Finnland, wie heute die Ukraine, nur gegen böse Eroberer. Gleichzeitig waren damals die Deutschen auch böse Eroberer. Diese unterschiedlichen Perspektiven prägten neben dem privaten Gedankenaustausch den Inhalt unserer damaligen Briefe: Es war ein interessanter Dialog über politische Überzeugungen und Geschichtsinterpretationen. Tiefe Einblicke in die Gedankenwelt und Weltanschauung von Schülern und jungen Erwachsenen zweier Nationen mit unterschiedlichen Erfahrungen vor dem Hintergrund der Geschichte.
Von Briefen zu Freundschaft
Aus der Brieffreundschaft aus der Schulzeit entwickelte sich über die Jahre eine langjährige Freundschaft zwischen unseren Familien. Seit den 70 er Jahren treffen wir uns regelmäßig persönlich mit unseren Familien, und gelegentlich schreiben wir immer noch Briefe.
Wäre Henry Kissinger nicht genau an Eevas Geburtstag gestorben, hätte ich mir nicht sein Wirken in Erinnerung gerufen. Auch dessen Tod hatte ich beim Geburtstags-Rückblick auf unsere Brieffreundschaft seit mehr als 50 Jahren thematisiert. Mit einem Beispiel hatte ich Eeva gezeigt, dass ich heutzutage dank maschineller Übersetzung auch finnische Texte schreiben oder übersetzen könnte. Einen passenden Link zu meinem Beweis fügte ich als Beleg bei: https://konrad-rennert.de/henry-kissingerin-kuoleman-johdosta-29-marraskuuta-2023 – Es ist die Übersetzung des englisch-sprachigen Beitrags zum gerade verstorbenen Diplomaten ins Finnische.
Weil es mir von der KI angeboten wurde, hatte ich nebenbei auch noch meine Erinnerungen von damals bis heute mit dem Video „Henry Kissinger – Secrets of a superpower“ der Deutschen Welle vertieft: https://www.youtube.com/watch?v=bWVMTKeAwlA
In die Moderne übertragen: Freies und interaktives Lernen
Im Briefwechsel hatte ich erstmals freiwillig und ohne Notendruck etwas für meinen Lernfortschritt getan (Freiarbeit): Eeva hat meine Bereitschaft Englisch zu lernen mehr angeregt als alle Englischlehrer und Lehrerinnen, deren Unterricht langweiliges und kleinteiliges Bulimie-lernen war. Der Meinungsaustausch mit Eeva, ihrem Mann und ihrer Familie ist echtes lebenslanges Lernen. Eevas Mann ist Seelsorger und war mit der finnischen Friedenstruppe ein Jahr im Nahen Osten. Der jüngste Sohn der beiden macht eine Karriere in den finnischen Streitkräften.
Dank des Tipps meines weitsichtigen Lehrers, der schon 1973 die Schwächen unseres Schulsystems bei der Motivation von Schülern erkannte, kam es durch dessen Anstoß zu einem lebenslang angelegten Lernen über Ländergrenzen und kleinteilige Schulfächer hinaus.
Damals gab es weder künstliche Intelligenz noch maschinelle Übersetzungen. Kein anderes Buch habe ich so oft benutzt wie das Langenscheidt Wörterbuch. Für Eevas Geburtstag ließ ich meine Email ins Finnische übersetzen. Eeva meinte in der Antwort dazu, dass mein Text von DeepL überraschend gut übersetzt wurde. Durch seinen Tod an Eevas Geburtstag und seinen Einfluss auf die Politik wurde ich auf Kissinger und das ihm gewidmete Video der Deutschen Welle in englischer Sprache aufmerksam. Ähnliches Material wäre für uns Schüler damals ideal gewesen, um fächerübergreifend Geschichte bzw. Politikwissenschaft und Englisch zu lernen. Dank Künstlicher Intelligenz (KI) kann man daraus schnell Unterrichtsmaterial machen und so ganz nebenbei die Kenntnisse im Umgang mit der Informationstechnologie verbessern.
Da ich mein Gehirn auch im Alter fit halten möchte und mich das Wissen rund um Kissingers Wirken interessiert, habe ich mich zwei Tage mit den Daten und dem Video und den damit möglichen Interaktivitäten beschäftigt. Jetzt könnte ich Menschen, die an ähnlichem Material interessiert sind, per Videokonferenz unterrichten, z.B. jemanden, der Deutsch oder Englisch spricht und ein Quiz zum Verständnis des Erklärvideos ergänzen möchte.
Beim Kissinger-Video brauchte ich, nachdem ich das Knowhow gesammelt hatte, nur etwa eine Stunde, um in kurzen Abständen einige Fragen auf Ukrainisch oder Finnisch ins Video einzufügen. Die Kombinationen aus englischem gesprochenem Text mit Untertiteln und Multiple-Choice-Fragen in 5 Sprachen können unten im Beitrag ausgewählt werden. Wer als Lehrer oder Schüler/Student so etwas selbst lernen möchte und bereits auf dem Niveau eines Computerführerscheins vorgebildet ist, dem (oder der) kann ich es für ein Honorar von unter hundert Euro per Videokonferenz im Homeoffice beibringen. Die Kontaktdaten stehen im Impressum meiner Website.
Wer selbst Zugang zu einer WordPress- oder Moodle-Plattform hat, kann meine Ergänzungen zu den interaktiven YouTube-Videos komplett kopieren und selbst ergänzen. Das Video im Hintergrund bleibt dabei unverändert, ebenso wie die dazugehörige Transkription bei YouTube. Wer sein historisches Wissen bei Quiz über den Politiker Henry Kissinger auf der PLattform dokumentieren möchte, kann das interaktive Video unten links starten. Die 16 anklickbaren kleinen Kreise auf der Zeitleiste zeigen an, dass dort Fragen gestellt werden. Wer sein Ergebnis für den Plattform-Betreiber dokumentieren möchte – oder mit Moodle eine Lernkontrolle macht, muss sich einloggen. Ansonsten kann man sein Wissen über die Fakten aus dem Video auch mit Screenshots der Ergebnisseite dokumentieren.
Die unten gezeigte Vorgehensweise zum Thema „Interaktive Erklärvideos“ ist auch für andere Videos möglich, z.B. zum Thema Klimawandel: https://www.youtube.com/watch?v=pEt6-jA2UE4
Mit Hilfe von Videokonferenztechnologie, maschineller Übersetzung und KI können Menschen überall auf der Welt zusammenarbeiten. Inspirierende interkulturelle Verbindungen wie die zwischen Eeva aus Finnland und mir, die vor mehr als 50 Jahren begann, sind so mit heutigen Techniken möglich.
Abschließendes Fazit:
Vor 50 Jahren war Papier für die interkulturelle Kommunikation wichtig. Heute gibt es neue Möglichkeiten. Man muss nur damit starten und die gegebenen Technologien optimal nutzen.
Das interaktive Video und die Verständnisfragen bieten einen faszinierenden Einblick in Henry Kissingers kontroverse Politik. Im Vergleich zu vor 50 Jahren erscheint die Verleihung des Nobelpreises als Anerkennung für sein agiles Wirken als Realpolitiker angemessen.
Nachfolgend das Video mit Fragen in englischer Sprache. Darunter folgt das gleiche Video mit den Fragen auf Finnisch, Französisch und Ukrainisch.
Untertitel können mit dem CC-Button eingeblendet werden. Die mit KI-Unterstützung ergänzten Multiple-Choice-Fragen können an den Stellen mit den kleinen Kreisen beantwortet werden.
EN: Englisch gesprochener Text mit eingelagerten Texten und Quizfragen.
FI: Englisch gesprochener Text. Die H5P-Interaktionen mit eingelagerten Texten und Quizfragen sind in Finnisch verfasst.
FR: Englisch gesprochener Text. Die H5P-Interaktionen mit eingelagerten Texten und Quizfragen sind in Französisch verfasst.
UA: Englisch gesprochener Text. Die H5P-Interaktionen mit eingelagerten Texten und Quizfragen sind in Ukrainisch verfasst.
DE: Englisch gesprochener Text. Die H5P-Interaktionen mit eingelagerten Texten und Quizfragen sind in Deutsch verfasst. – Wie oben im Beitrag